Jörg Tauss
Von Internet und Dackeln
Zwei Dinge durfte Mitte der 90iger Jahre ein Abgeordneter nicht mit ins Abgeordnetenhaus nach Bonn bringen: Seinen Hund und ein Modem, mit dessen Hilfe endlich ein Internetzugang auch im MdB-Büro möglich werden sollte.
Ich weiß nicht, wie es heute ist: Der Dackel eines Kollegen, der sein Tierchen beim besten Willen an diesem Tage nicht anders unterbringen konnte, wurde deshalb durch ein Fenster im Erdgeschoß am Pförtner vorbei ins Haus gehoben. Wegen des revolutionären Aktes erfolgte das illegale Eindringen des Modems ins hohe Haus auf demselben Wege und durch dasselbe ohnehin schon entweihte Fenster. Auch wenn an der Pforte ein Mo- dem sicher weniger als das bellende Tierchen aufgefallen sein dürfte:
Auf diese Weise kam 1995 das Internet in den Bundestag. Der zuständige PC-Betreuer von PARLAKOM, der nun wirklich nichts dafür konnte, erhielt sogar noch eine Abmahnung wegen der frevelhaften Tat. Daß er jemanden im Blaumann vorbeischicken mußte, um das »Internet« wieder abzuzwicken, wäre schon wieder eine eigene Anekdote. Doch das Modem wurde nicht gefunden – so blieb der Bundestag bis heute am Netz.
Der Beitrag erscheint demnächst auch in „World Wide Was? Anekdoten und Skurrilitäten aus den Pionierzeiten des deutschen Internet“
Anmerkung des Herausgebers: Zu Jörg Tauss gibt es noch mehr zu lesen im Bereich »Das böse Internet«. Diese kleine Anekdote gehört jedoch in dieses Kapitel. Sie illustriert sehr schön, wieso so viele Leute unbeirrbar der Meinung sind, Jörg Tauss sei einfach ein Rebell, dem großes Unrecht widerfahren ist. Der Herausgeber teilt diese Meinung [svb]