KEIN Antrag auf LAN-Party Verbot in Ettlingen

++++ Eilmeldung +++

Stadtrat Jürgen Maisch hat mitgeteilt, dass der Antrag zurückgezogen wird. Man wolle den Dialog! Dies ist eine äußerst begrüßenswerte Entwicklung!

LAN- Party- Verbote auch in Ettlingen?

Der populistische Unfug geht weiter! Stadtrat Jürgen Maisch von den Freien Wählern hat in den Rat der Stadt Ettlingen einen Antrag eingebracht, künftig LAN- Partys mit „Killerspielen“ zu verbieten. Schon in der nächsten Woche (Dienstag, 8.12.2009) soll in öffentlicher Sitzung darüber beraten werden. Ich habe Herrn Maisch daher wie folgt angeschrieben:

Sehr geehrter Herr Maisch,

mit Bedauern habe ich Ihren Antrag für den Ettlinger Stadtrat für ein LAN- Party- Verbot mit so genannten „Killerspielen“ zur Kenntnis genommen. Um es deutlich zu sagen: Ettlingen muss eigentlich nicht jeden Unfug mitmachen, der schon im Karlsruher Stadtrat diskutiert wurde.

Die von Ihnen konstruierten Zusammenhänge mit Winnenden sind zu simpel, um sie für  eine Bevormundung erwachsener Menschen in Ihrer Stadt zu missbrauchen. Dabei muss auch nicht alles herangezogen werden, was man gelegentlich in den BNN liest, wo ein Redakteur des Südwestechos in dieser Frage äußerst einseitig berichtet und kommentiert. Eine Sachverständigenanhörung im baden- württembergischen Landtag mit tatsächlichen Experten auf dem Gebiet der Medienwirkungsforschung führte kürzlich zu ganz anderen Ergebnissen.

Da da das Thema aber sehr komplex ist, rege ich an, den Antrag zurückzuziehen, sich vor möglichen populistischen Beschlussfassungen im Rat vorab sachkundig zu machen und auch einmal mit den Gamern in Ihrer Stadt selbst zu reden. In der Region ist genügend Fachkunde vorhanden.

Ein Schreiben von mir zum Thema an die Innenminister habe ich angehängt. Vielleicht ist der eine oder andere Aspekt für Sie dabei auch interessant. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Viele Grüße
Jörg Tauss

Anhang http://jaccomat.net/net/jtauss/dl/2009-06_Brief-Innenminister.pdf

12 Gedanken zu „KEIN Antrag auf LAN-Party Verbot in Ettlingen

  1. Jörg Tauss

    Der Antrag wurde von den Freien Wählern eingebracht. Er stand auch auf deren Briefbogen. Allerdings wurden wohl auch einzelne Stadträte aus anderen Fraktionen um Mitzeichnung gebeten, um das für eine Einbringung notwendige Quorum zustande zu bringen.

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  3. Tiuri

    Na dann schauen wir mal was dabei heraus kommt, wenn „der Dialog“ gesucht wird. Hoffentlich nicht sowas wie: „Ja gut, macht mal Eure LAN-Party, aber Killerspiele die ab 12 Jahren freigegeben sind lasst Ihr bitte außen vor! Pokémon und Hello Kitty Games lassen wir aber zu. wir sind ja gar nicht so..“
    LG,
    Thomas

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  5. Guido Herrmann

    Sehr geehrter Herr Tauss,

    als einer Ihrer vielen Twitter-Follower bin ich auf diesen Link gestoßen und wollte Ihnen für Ihren Brief danken.
    Als Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des LANkreis Ettlingen e.V. hat mich dieser Antrag auch überrascht, als ich davon erfahren habe. Leider hat sich niemand mit den Mitgliedern des LANkreis vorweg in Verbindung gesetzt, um eventuell auch einmal die direkt Betroffenen nach ihrer Meinung zu fragen. Oder um sich einfach auch einmal so eine Veranstaltung direkt anzusehen. Denn jeder, der schon einmal auf einer Lanparty gewesen ist, weiß, dass es dort alles andere als gewalttätig zu geht. Wir, als gemeinnütziger Verein, haben uns als Ziel gesetzt, Jugendlichen aus ihrer Isolation zu holen, in dem wir ein Forum bieten, in dem sie sich mit gleichgesinnten treffen und unterhalten können. Lanparties sind da __ein__ (für uns) adäquater Weg.

    Leider scheint die Meinungsbildung der Antragssteller indirekt über die Medien stattgefunden zu haben, ohne sich im Klaren zu sein, was das für die Jugendlichen in Ettlingen und Umgebung und auch letztendlich für den Verein LANkreis Ettlingen e.V. für Auswirkungen hat.

    Vielen Dank für Ihr Engagement.
    Mit freundlichen Grüßen
    Guido Herrmann

  6. Wolfgang

    Thumbs up! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

    Als erwachsener Gelegenheits-„Killer“spieler (28) bin ich schon sehr verwundert, wie manche Menschen meinen, Sie können reale Gewalt oder Amokläufe so einfach durch Spiele erklären und dann entprechend Ihrer persönlichen Präferenzen handeln.

    Die Einführung des Wortes „Killerspiel“ spricht doch schon für sich: eine sachliche Diskussion ist weder gewünscht und mangels Verstand gar nicht denkbar. Es werden mal wieder Schuldige gesucht, die man für diese menschenverachtenden Amokläufe an den Pranger stellen will.

    Selbst wenn man die kausalen Zusammenhänge hinter solchen Aktionen nicht immer erkennen kann, so sind es auf keinen Fall so triviale Gründe wie das Spiel eines Killerspiels. Die Ursachen liegen meines Erachtens immer in der Person (psychisch labil), seinem persönlichem Umfeld (Freunde, Familie) und in der Gesellschaft (Arbeit, Politik). Menschen werden meiner Meinung nach dann zu Amokläufern wenn diese 3 Variablen die schlimmsten anzunehmenden Werte annehmen, z.B. durch Isolation. Der Konsum von Brot ist in diesem Zusammenhang und meiner Meinung nach genauso argumentativ wie das Spiel eines Shooters…

    In der Politik wird an diesem Thema mal wieder ganz klar mit rhetorischen Mitteln gearbeitet, um ein Verbot dieser Spiele durchzusetzen, unabhängig von dem, was wissenschaftliche Arbeiten sagen. Im Prinzip ist es doch die gleiche Masche, wie sich bereits bei dem Gesetz zu den Internetsperren bewährt hat.

    Für mich ist Politik in dieser Form gestorben. Ich beschäftige mich lieber mit Wissenschaft und harten Fakten. Da wird wenigstens noch nachgedacht. In diesem Land gibt es fast nur noch Schwachköpfe an politischen Positionen und dagegen werd ich auch nichts mehr unternehmen. Kurz- bis mittelfristig bekomme ich solche Spiele auch über andere Quellen, werde auch weiterhin an LAN-Partys teilnehmen/veranstalten und langfristig werde ich sowieso auswandern. Das ist ja nicht zu ertragen hier und meinen Kindern will ich nicht ständig erklären müssen, dass „die da oben“ nur Scheise fabrizieren und man sich schon selbst eine Meinung bilden müsse (aber den ganzen Mist mitzumachen hat).

    Vielen Dank Herr Tauss für den Einsatz und die Aufklärungsabeit. Meschen wie Sie sind für mich der letzt Hoffnungsschimmer am ansonsten dunkelen Horizont in Deutschland.

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