Flüchtlinge: Wir schaffen es ……

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Hunderttausende Flüchtlinge, nicht allein aus dem geschundenen Syrien, haben sich nach (Mittel-) Europa  und somit auch zu uns auf den Weg gemacht. Die Reaktionen reichen von blankem Hass der Neonazis, des Messerstechers in Köln und der erbärmlichen Brandstifter bis hin zu den besorgten Pegida- Bürgern einerseits hin zur legendären Merkel- Äusserung: „Wir schaffen das“ andererseits.

Natürlich KÖNN(T)EN wir es, allen Unkenrufen der Seehofers und Kretschmanns zum Trotz, schaffen.

 

Allerdings schaffen wir es nicht mit der aktuellen Behäbigkeit und mancher Scheindebatten innerhalb der EU und unserer Regierungen im  Bund und in den Ländern. Bisher wurde an den gigantischen Herausforderungen herumgedoktert. Abschiebungsgefasel und Asylrechtsänderungen sind Teil dieser Herumdoktorei. Nicht nur die SPD versagt kläglich, weil sie entgegen ihrer Versprechungen der Asylrechtsverschärfung zustimmte, ohne parallel das Einwanderungsgesetz auf den Weg gebracht zu haben. Derweil träumen die Seehofers von Orbans Stacheldraht.

 

Bei uns im Dorf gehen wir den gegenteiligen Weg: Wir kümmern uns um rund 200 Flüchtlinge. Es geht. In Bürgerversammlungen wurde und wird rechtzeitig informiert. In Deutschland gibt es rund 13.000 Kommunen. Würden alle diese Städte und Gemeinden „nur“ je 100 Flüchtlinge, gerne auch deutsche Obdachlose, übernehmen, hätten wir schon mal 1,6 Millionen Menschen zusätzlich untergebracht.

 

Und um diese Größenordnungen geht es (noch) nicht. Noch! Denn die Zeitfenster, zu handeln, schließen sich. Solange die EU und die Weltgemeinschaft entgegen aller Zusagen und Vereinbarungen (sic!) nicht einmal die Mittel aufbringen, Flüchtlingslager ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen, braucht sich niemand zu wundern, wenn sich immer mehr auf den Weg machen.

 

Auch Merkel muss endlich, über ihr „wir schaffen das“ hinaus, zu klaren Entscheidungen zu kommen. Ihre derzeitige Politik, moralisch akzeptabel, erinnert fatal an Kohls katastrophales Versprechen von den blühenden Landschaften, die bekanntlich nichts kosten sollten. Jetzt wird wieder so getan, als sei die (ungleich geringere) Flüchtlingsherausforderung quasi aus der Portokasse zu finanzieren. Das geht aber nicht.

 

Nicht einmal das, im Verhältnis noch geringere, Problem Elbhochwasser des Jahres 2002 war ohne eine große private Spendenbereitschaft und finanzieller Kraftakte zu bewältigen. Von Bund und Ländern wurde damals , „nur“ wegen des Wassers, ein Hilfsfonds von 8 Milliarden eingerichtet.

 

Erstaunlich, dass die Union nie dazu lernt und dem staunenden Publikum stets suggerieren will, es ginge mit etwas Einsparungen, einer Haushaltssperre und mit ein paar Verhandlungen mit Türkei und EU oder eben, siehe Seehofer, mit Stacheldraht an „Aussengrenzen“.

 

Nichts davon ist richtig. Verzweifelte Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, werden von fiskalischen Überlegungen, bayerischen und sonstigen Pappkameraden nicht aufgehalten. Neben der Hilfen vor Ort, nicht nur in Syrien, in der Türkei, im Libanon etc. bedarf es hierzulande gewaltiger Kraftanstrengungen. Diese gibt es eben nicht kostenlos.

 

Es sind jetzt endlich alle Möglichkeiten der Katastrophenhilfe zu mobilisieren. Es ist lächerlich, dass wir im Zweifel ganze Landkreise evakuieren könnten und es nicht schaffen, überfüllte Flüchtlingsunterkünfte mit hinreichend Duschen und Toiletten zu versorgen. Das sollte besorgte Bürger mit mehr Besorgnis erfüllen als das vieldiskutierte Flüchtlings“problem“.

 

Flächendeckend brauchen wir kurzfristig in allen Landstrichen menschenwürdige „Containerdörfer“ mit einem Mindestmaß an Infrastruktur bis hin zu kultureller Integration, Sprachkursen und Kinderbetreuung. Vor allem in Studentenstädten könnte dies gut mit dem seit Jahren vernachlässigten studentischen Wohnungsbau kombiniert werden. Und mittelfristig mit genossenschaftlichem (Sozial-)Wohnungsbau, denn in einigen Jahren haben wir es mit Anschlussunterbringungen zu tun. Das kostet Geld? Richtig. Mit „schwarzer Null“ und „keine Opfer für niemand“ wird es nicht leistbar sein.

 

Also ist die Herausforderung klar: Ein Prozentpunkt Mehrwertsteuererhöhung (kein Problem bei der gegenwärtigen Null- Preissteigerungsrate), eine Sonderabgabe auf Vermögen und zusätzlich die Mobilisierung privater Hilfsbereitschaft wäre das Gebot der Stunde und ein Konjunkturprogramm erster Güte. Rund 8 – 10 Milliarden Euro kämen so, ganz ohne Neuverschuldung, allen und nicht „nur“ Flüchtlingen zugute.

 

Frau Merkel, werden Sie also endlich ehrlich. Nur DANN schaffen wir es.

 

9 Gedanken zu „Flüchtlinge: Wir schaffen es ……

  1. Idahoe

    Nein, ich werde versuchen beide Seiten zu solidarisieren und gemeinsam zum Rathaus bzw. zum Landratsamt zu gehen.

    Das ändert nichts daran, daß dies keine Lösung darstellt, schon gar nicht auf Dauer.

    Es wird Zeit die Flüchtlinge zur Deutschen Hypotheken Zukunfts-Bank zu erklären, dann werden sie problemlos gerettet werden…

    Mir kommt das wie Brot und Spiele vor, die Leute sind mit sich selbst und den Umständen beschäftigt und im Hintergrund laufen die größten Sauereien.
    Nur hat die Bevölkerung dann keine Kraft mehr, sich zu wehren. Damit meine ich bei weitem nicht nur unser Dorf.

    Das ist kein Zufall, dieser Unfall und es ist weit und breit keine Alternative in Sicht.

    Gruß

  2. Jörg Tauss

    @idahoe : Dann ist das ein Kommunikationsproblem der deutschen Seite…. Im Übrigen bleibe ich bei meinem Optimismus, wenn endlich die richtigen Weichenstellungen erfolgen. Und der hier geschilderte Sachverhalt dürfte das Gegenteil einer richtigen Weichenstellung belegen. Dennoch ist die Dorfgemeinschaft durch nichts gehindert, auf die Betroffenen zuzugehen und deren Los zu erleichtern.

  3. Idahoe

    Sorry Jörg,

    Deinen Optimismus teile ich hier nicht ansatzweise. Keiner im Dorf wurde bei uns informiert oder befragt, auf 500 Einwohner 300 Flüchtlinge in einem Fabrikgebäude, in dem ich nicht mal Hunde oder Schweine zusammenpferchen würde. Es wurde den Einwohnern „mitgeteilt“, dazu reines PR-Geschwafel über dezentrale Unterbringung, Integration und verschweigen, daß es nur zum Durchgang dienen soll, sprich max. 6 Monate Aufenthalt. Mehr oder weniger im Niemandsland, kaum sinnvolle Beschäftigung möglich. Vollverpflegung. Da kannst Du auch 300 Volkspfosten einsperren, das gibt auf der Fläche auf alle Fälle Konflikte, es ist ein Pulverfaß, da braucht es keinen Propheten.

    Ja, da kommen Menschen UND WARUM werden diese dann nicht als solche behandelt?

    Die Leute im Ort haben die Hosen voll, viele reagieren apathisch, einige auch sehr aggressiv.

    Der Dampf im Kessel steigt. Das Scheitern ist abzusehen, wenn nicht gar beabsichtigt. Mit Durchhalteparolen kann hier niemand etwas anfangen, auch ich nicht.

    Gruß

  4. Jochen Hoff

    Lieber Jürgen, von der Mutti Ehrlichkeit zu verlangen, ist so ähnlich als wolltest du das ich mit eienm Hochrad über ein dünnes Drahtseil zwischen Wolkenkratespitzen fahren. Unmöglich.

    Aber ich verstehe deinen Intention und gebe dir recht.

  5. Antifa Bernd

    Ich habe einen besseren Vorschlag alle Kartoffeln aus den Wohnungen werfen und dafür die Flüchtlinge rein! Hahahahahahahahahaha!!!

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