Baden mit Aphrodite

Wer mit Aphrodite badet, erfährt die ewige Jugend. So heißt es in der Legende. Dummerweise ist die aus Schaum geborene schöne Göttin aber wohl zu selten zu Hause, dass es wirkt. So hat es bei mir schon damals vor 30 Jahren mit der Verjüngung nicht geklappt und nun – bei meinem zweiten Besuch auf Zypern – schon wieder nicht. Aber 18 Grad Wassertemperatur und bewegte See waren auch nicht dazu angetan, jetzt im Januar den berühmten Felsen dreimal zu umschwimmen, nur um wieder etwas jünger zu werden. Man kann das mit der Verjüngungskur also getrost auf den Sommer schieben. Denn die geteilte Insel ist dessen ungeachtet zu jeder Jahreszeit wirklich einen Urlaub wert.

Überreste aus der antiker Zeit und der wechselhaften Geschichte finden sich beispielsweise um Paphos zuhauf. Denn schon in der Jungsteinzeit konnten sich im wahrsten Sinne des Wortes Menschen für Zypern erwärmen, wovon man sich im archäologischen Museum überzeugen kann. Von höchstem Wohnkomfort betuchter Römer und diverser Gottheiten damaliger Zeit zeugen die Mosaiken in den Häuserüberresten der Dionysos, Orpheus und Co im archäologischen Park. Es empfiehlt sich einfach, an den angebotenen Führungen teilzunehmen.

Oder sich ein Fahrrad zu mieten und die Stätten vom Hotel aus für sich noch einmal abzuklappern. Nach kurzer Gewöhnung an den Linksverkehr macht es einfach Spass, die historischen Relikte und die heutige Stadt auch auf diese sportlichere Art zu entdecken.

Ein MUSS sind auch die Fahrten ins Trodos-Gebirge, dem Schwarzwald von Zypern. Im Gegensatz zum Feldberg ist der Olympos ein fast Zweitausender vulkanischen Ursprungs, umgeben von Pinienwäldern, Aleppo-Kiefern, Steineichen oder Zedern. Schnee kann man im Januar noch vorfinden. Doch Skifahren dürfte kaum ein Grund sein, nach Zypern zu reisen. Die Mandelblüte im Februar wäre neben der Historie eher einer. Oder die Spaziergänge am Meer. Viele Hotels sind geschlossen und man ist oft allein. Erst recht beim Baden. Einen Sprung wagte ich dann schon. Amüsiert beobachtet von Zyprioten, die mit Pudelmütze und Anorak vorbei flanierten und sich bei spinnerten Touristen ohnehin über nichts mehr wundern.

 

Die Sache mit dem Fotografieren 

 

Richtige Wunder ist demgegenüber sind die „Scheunenkirchen“. Von außen Scheune, insgesamt UNESCO- Weltkulturerbe, von innen byzantinische Fresken in einer Farbenpracht, auf welche die äußere Hülle niemals schließen ließe. Über sechs Jahrhunderte unterm „Scheunendach“ entstandene und erhaltene Malkunst pur, zum Beispiel in der Agios Nikolaos. Ein weiteres MUSS. Allerdings mit absolutem Fotografierverbot im Inneren.

Auch der Ausflug in den türkisch besetzten Teil Zyperns lohnt sich. International nicht anerkannt sind 250.000 türkische Siedler ein Faktum, an dem die politische Realität langfristig kaum herumkommt. Insofern wird man mit der zwischenzeitlich durchlässigen Grenze wohl leben und sich irgendwann im Gesamtinteresse der Insel arrangieren müssen. Der Ton der Töpferei in Paphos stammt aus dem Westerwald- „selbstverständlich“ nicht aus dem türkisch annektierten Norden, wo es Ton in bester Qualität gibt. Selbst das Fotografieren ist am Grenzübergang nicht möglich. Also bitte ich den „türkischen“ Grenzbeamten um die Erlaubnis, fotografieren zu dürfen. Er gibt sie zu meinem großen Erstaunen. Doch sofort eilt der Vorgesetzte herbei und fordert mich auf, die Aufnahmen umgehend zu löschen. Friedlich komme ich dem nach und überlasse die Herren ihrem Disput.

Kein Fotografierverbot herrscht dagegen im Zielgebiet der Tour – der alten Hafenstadt Kyrenia nebst Festungsanlage und dem dort untergebrachtem Schiffsmuseum. Beeindruckend sind Festung und erstaunlich gut erhaltene Ladung aus vorchristlicher Zeit, darunter sogar Mandeln von damals. Entspannend der Blick auf den Hafen und der türkische, Verzeihung: zypriotische, Kaffee.

Malerische Ruinen und ebenfalls danebenliegende Restaurant bietet auch das im 16. Jhd. zerstörte Kloster Bellapais am Rande des Fünf-Finger-Gebirges. Es sind die Finger eines abgewiesenen Liebhabers, der sich im Sprung über das Gebirge mal eben abstützen musste und so seine Abdrücke hinterließ. Egal wie es damals war, die Felsen sind schön und die Legenden hübsch.

Ach so: Essen muss natürlich auch sein. Und zypriotischer Wein. Der nach Hause transportierte Fusel erwies sich leider als verkorkt und ungenießbar. Vor Ort ist der Rotwein dagegen Genuss pur. Dazu das Nationalgericht Meze, für das man schon zu zweit sein sollte, um es serviert zu bekommen. Aber auch sonst bekommt man leckere Gerichte. Zyperns wechselhafte Geschichte hat auch in der Küche Spuren hinterlassen. Es vereinigt sich das Beste aus griechischen, türkischen und selbst libanesischen kulinarischen Einflüssen. Und eben gerade in einem kalorienreichen Meze-Gereicht. Eine junge Katze fand das auch und wollte ständig von meinem Mahl profitieren. Man ist ja nicht so. Einige Kalorien von den vielen vielen Tellerchen kann man abgeben. Das Tierchen bedankte sich mit heftigem Schnurren. Sollte sich der nächste Gast belästigt fühlen: Schuld war ich.

Und Kultur, Essen, Landschaft, Meer und Aphrodite sind schuld daran, dass ich sicher mal wiederkomme. Ob‘s mit der Verjüngung nun klappt oder nicht. Müssen ja nicht gleich wieder 30 Jahre sein.