Darf man sich mit Leuten anderer politischer Auffassung treffen? Ja. Darf man sich mit politischen Gegnern unterhalten? Ja. Man muss sogar. Das ist Teil politischer Kultur und schlicht Demokratie. Muss man sich mit der „No-Disconnect- Strategie“ der EU- Kommission auseinandersetzen? Ja. Auch das muss man tun- seriös, ernsthaft, fordernd.
Darf man politischen Gegnern als Steigbügelhalter dienen? Ja. Selbst das darf man. Nur das ist dumm. Und damit bin ich beim Kern des Problems, das ich seit geraumer Zeit mit einem Herrn Urbach von den Piraten aus Berlin habe.
Persönliche Probleme mit Menschen, die sich nicht trauen, im Gespräch eigene Entscheidungen zu begründen, schiebe ich mal beiseite. Wer sich nicht traut zurückzurufen, wenn es unbequem werden könnte, wer vor persönlichem Dialog bei Konflikten Angst hat, der kann bezüglich seiner sozialen Kompetenzen gut eingeschätzt werden. Aber ist so jemand dann geeignet, den Dialog mit „der“ Politik und für „die“ Netzaktivisten zu führen? Schlicht NEIN:
Es geht also nochmals um jenes Gespräch, das Herr Urbach vermeintlich „für“ Telecomix oder für wen auch immer außer sich selbst mit dem EU-Internet-Freiheitsbeauftragten zu Guttenberg zu führen beabsichtigt. Schon der anbiedernde Brief
…Erfahrungen gesammelt, die sicher für ihn (also Guttenberg) sehr interessant sind…..
lässt tief blicken.
Man erkennt auf den ersten Blick, dass da einer wichtig sein will und seine Rolle weder realistisch einschätzt noch kennt. Fragt jemand ruhig und sachlich sachlich nach dem Mandat für solche Gespräche, meldet sich gleich sein einschlägiges Umfeld auf Urbachs-Blog zu Wort. Zitat:
tarzun 18.1.2012 um 13.33
Hömma Du Internetmaulheld. Wenn Du schon nicht die echt niedrig liegende Intelligenzhürde des Verständnisses von Unterschieden zwischen Amt, Mandat und anderen Tätigen überspringen kannst: Meinst Du nicht, das Du Deine anonyme F?esse nicht ganz so weit aufreißen solltest?
Das ist übrigens jene Truppe, die dafür plädiert, die liebe Netzgemeinde solle doch zu den Befürwortern des Überwachungsstaates im Deutschen Bundestag gefälligst höflicher sein und den Dialog pflegen.
Man könnte diese Wichtigtuer unerwähnt lassen, lieferten sie den Gegnern nicht entscheidende Fehlpässe. Interessiert sich Herr Guttenberg für die Freiheit des Netzes? Nein. Er will mit Macht auf die internationale politische Bühne zurück (MdB ist da zu popelig) und braucht dabei die Mäntelchen, die ihm eine EU-Kommissarin und seine „Dialogpartner“ liefern.
Herr Urbach wunderte sich nach eigenem Bekunden, dass Guttenberg überhaupt zurückgerufen hat. Daran sieht man eigentlich positiv, dass er sich wenigstens gelegentlich doch seiner Eigenüberschätzung bewusst ist.
Natürlich ruft Guttenberg zurück. Weil er nichts in Sachen Freiheit des Internets drauf hat. Und Mäntelchen braucht, die das verhüllen. Und das will ausgerechnet Urbach mit seinem Besüchlein in Brüssel entlarven? Es ist entlarvt. Gerade wird durch den grünen EU-Parlamentarier Jan Albrecht in Brüssel der Druck auf die ominöse Kommissarin aufgebaut. Und noch ganz andere als Urbach, selbst ein ehemaliges Nachrichtenmagazin, fragen nach: Warum ER ?
Gute Frage: Warum er? Auch der Stern ist dran und stellt fest,
…die Rehabilitation des ruchlosen Ex-Ministers schadet der Sache…
Richtig. Wer aber erklärt das Herrn Urbach und seinen Fanboys?
Jetzt käme es auf etwas ganz anderes an: Sich hinzusetzen und zu überlegen, wie man die EU dazu zwingt, Menschen tatsächlich bei der IKT Nutzung zu unterstützen. Indem man aufzeigt, dass mit unserer exportierten Technik Demokratie und Freiheit nicht nur im Netz sondern insgesamt gefährdet sind. Dass es aus der EU klarer Signale bedarf, das Netz nicht wegen läppischer Urheberrechtsdelikte mit einer Zensurinfrastruktur zu überziehen. INDECT auf die Tagesordnung zu setzen.
Nur mit solchen Signalen kann eine überregionale Zusammenarbeit zum Schutz der Menschenrechte herausgebildet werden. Unser Überwachungsstaat mag im Einsatz der Mittel noch demokratisch legitimiert sein. Den Opfern in China, Syrien oder Iran ist das gleichgültig.
Und wenn man dann eine Strategie und viele Verbündete aus der Zivilgesellschaft und aus dem Europaparlament hat, kann man Gespräche führen. Auch mit Guttenberg. Aber nicht umgekehrt als Steigbügelhalter. Und vor allem nicht aus Wichtigtuerei. Das schadet dem Anliegen.
guter text. danke für die zeit.
ich denke aber zunehmend, man sollte stefan urbach in seiner rolle nicht überbewerten. am ende stolpern sie alle über ihr zu schnell gewachsenes ego und die eigene eitelkeit.
urbach behält keinen kühlen kopf und läuft zu hochtourig. das wird ihm, wenn er ausgedient hat, zum verhängnis werden. dann wird man urbach als bauernopfer den eigenen leuten zum fraß vorwerfen.
herr guttenberg hätte auch woanders einen dummen gefunden. solange es noch genug reaktionäre angsthasen gibt, die sich den baron zurück wünschen besteht kein zweifel an seinem comeback.
und ein knecht der das spiel nicht versteht, auf mehr hofft und dafür den buckel krum macht findet sich immer.
viel glück herr urbach!
hgfk
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Ich halte Geheimgespräche mit obskuren Politikern für destruktiv und unpolitisch. Wir haben bei Wull und Geerkens gesehen, dass bei Geheimgesprächen statt Politik Korruption herausgekommen ist. Wir sehen bei Altamier, dass er für die VDS und das Zugangserschwerungsgesetz gestimmt hat und wenn die Piraten 8% im Berliner Landtag bekommen, dann dreht Altmaier sein Fähnchen in den Wind und zwitschert gegenteiliges. Das ist keine seriöse Politik, sondenr Opportunismus. Guttenberg wollte, dass die Kinderpronografie nicht gelöscht wird, sondern der Dreck im Netz bleibt. Er hat mit der erlogenen Propaganda von Ziercke ein Löschen verhindern wollen udn alle Webzugriffe aller Bürger überwachen lassen wollen. Guttenberg ist ein Befürworter von totalitärer Netzpolitik.Er selbst dagegen ist ein schlimmer Lügner und Betrüger. Wie schon Manfred Kanther vor ihm. Solche Menschen sind Gefahren für die Netzpolitik und die Sicherheit der Bürger. Der Kinderpornografie Dreck hört gelöscht und nicht mit roten Vorhängen nach Guttenberg und von der Leyen weithin für katholische Priester kenntlich gemacht. Soclhe Leute sind für Netzpolitik gänzlich ungeeignet. Wer mit denen nichtöffentliche Gespräche führt, macht sich verdächtig, heimlich mit diesen Leuten gemeinsame Sache zu machen. Klar, dass seriöse Menschen, dann auch nichts mehr mit den Mauschlern zu tun haben wollen.
Zum Glück hat der Betrüger Guttenberg jetzt einen Rückzug gemacht. Ich vermute, dass hängt auch damit zusammen, dass seine Frau nun Strafverfolgung in Deutschland befürchten muss.
Nachdem von 56 Fällen, die bei „tatort Internet“ berichtet wurden, wo Männer dazu verführt wurden, sich mit einer Erwachsenen zu sexuellen Handlungen verabredet haben, und dies in einem Fall in München zu einer Verurteilung wegen sexuellen Missbrauch von Kindern (§176) geführt hat (wegen des Treffens mitd er Erwachsenen), muss nun Frau Guttenberg Strafverfolgung wegen Anstiftung und Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern fürchten, da sie an der Begehung der Taten maßgeblich beteiligt war.
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34931/1.html
Das wird Guttenberg den Rest von Genick brechen, wenn seine Frau wegen Anstiftung zur Kinderfickerei verknackt wird. Aber dieses Strafverfahren hebt die Sachkompetenz von Herrn Guttenberg nicht: es reicht bei ihm nicht zum Offizier, nicht zum Doktor, nicht zum Volljuristen, nicht zum Minister, nicht zum Comeback. Was soll man dann mit diesem ins Ausland geflüchteten Versager geheim besprechen? Die nächste Korruption a la Wulff?
Ich kann hier außer persönlicher Verbitterung und haltlosen ad hominem Angriffen nichts sehen, aber gut, dass Sie sich mit dem schreiben dieses Textes hier beschäftigen, dann stören Sie zumindest nicht die anderen Leute, die an der Sache arbeiten.
Nächstes Aufsatzthema für Sie: „Materialen zur Kritik Leonardo Di Caprios“. 10 Seiten, das gibt uns allen sicherlich 2 Tage Ruhe, während Sie recherchieren.
Anmerkung: Noch ein Fanboy. Ihm allerdings hatte ich versprochen, den Artikel zu widmen.