Die „Digitale Gesellschaft“ bitte aufs Eis- das geht so nicht….

Aus Anlass der Gründung der Digitalen Gesellschaft habe ich an deren Vorsitzenden den nachfolgenden offenen Brief geschrieben:

Lieber Markus Beckedahl,

vielen Dank für alle bisherigen Erläuterungen zur Gründung der „Digitalen Gesellschaft e.V.“ (digiges). Mit diesen habe ich mich, bis hin zu Deinem Interview mit Philipp Banse, aufmerksam auseinandergesetzt.

Um es als Ergebnis vorweg zu sagen: Ich war auch deshalb in diesem Jahr mit besonderer Neugier zur re.publica nach Berlin gereist. Doch zwischenzeitlich ist gespannte Erwartung totaler Ernüchterung gewichen. Die Gründe für diese Vereinsgründung überzeugen mich nicht.

Dies will ich kurz erläutern:

Das Netz ist offen und frei. „Netzvereine“ haben für mich deshalb deshalb ohne Ausnahme offen und frei zu sein. Oder wie ich getwittert habe: Wer für eine offene und freie (digitale) Gesellschaft eintritt und noch nicht einmal so frei ist, offen zu sein, ist mir suspekt. Dies will ich hier über 140 Zeichen hinaus etwas ausführlicher begründen:

Wie will ich ernsthaft für Transparenz und Informationsfreiheit eintreten, wenn ich bereits die Namen der Gründungsmitglieder der Digitalen Gesellschaft verheimliche? Was sagt die digiges eigentlich einem Bundestagsabgeordneten, der Euch bei einer eventuellen Reform des Informationsfreiheitsgesetzes dieses aus der heutigen Politik in Beiräten und Wirtschaftsräten zu beobachtende und bekannte Mauschelverhalten vorhält? Das Problem heute ist ein zu VIEL an Geheimniskrämerei und Geschäftsgeheimissen, statt dessen zu WENIG.

Du sagst, bei Euch könnten jetzt Menschen mitwirken, die aus beruflichen Gründen nicht namentlich genannt werden wollten oder dürften. Niemand hätte dann etwas dagegen, wenn der eine oder andere dieser sicher hoch qualifizierten Personen unter einem Pseudonym eine Stellungnahme zu Einzelthemen verfasst. Aber das Interesse an unerkannter Mitwirkung in den Vordergrund zu schieben und quasi sogar als eine Selbstverständlichkeit für die Arbeit bei digiges zu benennen, ist Ausdruck jenes bekannten Lobbyistenprinzips, das wir in der Politik gerade überwinden woll(t)en. Wie will ich so wissen, wer seine Stellungnahmen möglicherweise aus einer Interessenlage heraus verfasst, die eben nicht im „Netzinteresse“ liegt? Wer beurteilt das dann? Du? Der Vorstand? Die Mitgliederversammlung?

Ein weiteres Argument für digiges sei, dass Du die vielen Einladungen zu Netzthemen schon zeitlich nicht mehr wahrnehmen kannst und Du Dir deshalb, auch durch die Einstellung von Personal, eine Verbreiterung wünschst. Das könnte ein Argument sein, wenn jemals bekannt geworden wäre, welche Einladungen nicht angenommen werden konnten. Es wäre aber unkompliziert möglich gewesen, auf solche nicht zu bewältigenden Anfragen bei netzpolitik.org hinzuweisen. Schon mit einer einfachen „Referentendatei“, die es ja wohl auch für die re.publica gibt, wäre das „Problem“ lösbar gewesen.

Zudem hätten in der Vergangenheit in Ermangelung eines gemeinnützigen Vereins Spenden zurückgewiesen werden müssen. Staun. Warum wurde da dann nicht auf die Spendenkonten vorhandener Netzvereine bis hin zur Wau-Holland-Stiftung verwiesen, wo man sich bekanntlich schon immer für die Informationsfreiheit und die Ziele der „Netzgesellschaft“ einsetzt?

Als weiterer Grund wird von Dir Deine zeitliche Belastung und Dein fortschreitendes Alter angegeben. Als bald 58-jähriger will ich aus eigener Erfahrung den Trost spenden, dass man durchaus ein paar Jahre länger als von Dir ofensichtlich befürchtet aktiv und fit bleiben kann 😉 Aber wenn dies ein „Grund“ ist: Warum wird der Vorstand der digiges dann nicht arbeitsentlastend verbreitert und warum übernimmst dann ausgerechnet Du den Vorsitz der  für die „nächsten Jahre“? Dass man ein „Aushängeschild“ brauche überzeugt da nicht. Oder bis Du tatsächlich der Auffassung, DAS alleinige Aushängeschild für Netzpolitik zu sein? Da fielen mir weit jenseits von Irokesenhaarschnitten spontan nun wirklich viele andere überzeugende Namen ein. Deine Aussage, Du wolltest nicht „auf Deine Person fokussieren“, ist so wohl eher als unernste Koketterie zu begreifen.

Mein größtes Problem habe ich allerdings mit Deiner öffentlich verbreiteten Mär, das „Netz“ sei nicht kampagnenfähig und deshalb gegenüber der Politik oft sprachlos. Ich habe nicht erst seit Zensursula und dem Jugendmedienschutzstaatsvertrag (JMStV) den Eindruck, dass eher  „die Politik“ gegenüber unseren bisherigen erfolgreichen Kampagnen sprachlos ist.

Selbstverständlich hat niemand etwas gegen die weitere Verbesserung von Kampagnen und sicher auch nichts gegen Tools und Infrastrukturen, die im Bedarfsfall immer wieder verwendbar und schnell einsetzbar sind. Allerdings bekomme ich schlicht Pickel bei der öffentlich jetzt schon mehrfach vorgetragenen Kritik, „das Netz“ sei nicht „kampagnenfähig“. Hier nur einige wenige Beispiele erfolgreicher Kampagnen, die bislang wundersamer Weise ohne Deinen e.V. zustande kamen:

FoeBuD Elena : Über 22.000 beteiligten sich an der Sammel Verfassungsklage

Franziska Heine mit den 134.015 Unterschriften zu Zensursula

Die FsA – Freiheit statt Angst

Viele Kampagnen des AK Vorrat , hier zur FDP oder zu „Stoppt vds 2.0“

Die Arbeit des AK Zensur zum Jugendmedienschutzstaatsvertrag  (JMStV)

Ich habe also ein Problem damit, dass diese und viele viele andere Kampagnen bis hin zur Klage gegen die VDS durch Deine schlicht falsche Behauptung mangelnder Kampagnenfähigkeit schlicht diskreditiert werden.

Ich habe zudem ein großes Problem mit Deiner Aufforderung, man möge doch bitte Spenden, Zeit und Arbeitskraft einbringen, sich aber ansonsten bitte der Mitwirkung beim Verein Digitale Gesellschaft e. V. versagen.

Tut mir leid: Das geht so nicht.

Meine Empfehlung lautet daher, das Projekt zunächst auf Eis zu legen, die von Dir bislang leider gescheute Öffentlichkeit herzustellen und einen Dialog über die tatsächlichen Notwendigkeiten herbeizuführen. Dies hast Du bislang leider abgelehnt. Du sagst, ein Diskussionsprozess hätte zu lange angedauert. Dies halte ich für eine schlichte Ausrede. Jetzt läuft die „Digitale Gesellschaft e.V.“ Gefahr, eher kontraproduktiv zu werden und zu spalten. Imho ist damit sogar die Glaubwürdigkeit von netzpolitik.org bedroht.

Und dies empfände ich als größeren Verlust gegenüber einem eventuell gänzlichen Verzicht auf einen bislang nicht vorhandenen neuen Verein, egal welcher Namen er sich selbst ernannt bedient.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Tauss

32 Gedanken zu „Die „Digitale Gesellschaft“ bitte aufs Eis- das geht so nicht….

  1. Christina Carabini

    Das wundert nicht fur Politik ist das unbequem Teile der Wirtschaft wurden gerne weiterschludern konnen. Beweisumkehr bei Datenschutz-GAU .Wenn Unternehmen ihren Datensicherheitspflichten nicht nachgekommen sind muss eine Beweisumkehr stattfinden da es fur den Einzelnen kaum moglich ist nachzuweisen dass Betrugsfalle beispielsweise mit gestohlenen Kreditkartendaten aus dem Pool der betroffenen Firma stammen mussen bei solchen Fallen die Unternehmen nachweisen dass dies nicht der Fall ist..Wir fordern . Datenbenachrichtigung einfuhren Kleiner Datenbrief .Unternehmen die personenbezogene Daten halten sollen uber ihre Datenbestande in abstrahierter Form Datenkategorien jahrlich auf dem ublichen Kommunikationsweg E-Mail Fax Post informieren solange der Kunde dem nicht widersprochen hat.

  2. hemp

    Was er sicher nicht ist: Ein Beckedahl is the greatest-Verein zur gegenseitigen Bewunderung.Markus hat schon lange etwas wie einen Verein und ein groBes Potential an politisch orientierten Menschen, die einiges bewegen können. Dieses Publikum muss man sich erarbeiten. Das ist nicht einfach so da und über Jahre treu.

  3. hemp

    Ob privat beim Online Shopping beim Recherchieren von Informa-tionen ob geschaftlich bei der Verbindung mit dem Firmennetz oder Kontakten zu Kunden – die sind nicht mehr aufzuzahlen. Dass aber eine groBe Mehrheit der Deutschen nicht an den durch die digitalen Techniken eroffnenden Moglichkeiten partizipiert zeigt erstmals die Studie . .

  4. business review

    Die Arbeit unseres Vereins soll diesen Initiativen Zulauf verschaffen und die netzpolitische Bewegung insgesamt starken..Wir haben Digitale Gesellschaft gegrundet weil wir in den letzten Jahren einige Defizite gesehen haben die andere Organisationen auch nicht losen konnten und sind mit netzpolitik.org oft an unsere Grenzen gestossen weil Ressourcen fehlten. Nein im Ernst ja die Warum-Kampagne ist als abstrakte Grundsatzkampagne uberaus geeignet bestimmte Gruppen anzusprechen die bislang noch nicht viel von Netzpolitik mitbekommen haben..Frage Wie wollen Sie weitere Publizitat fur das Projekt erzielen?

  5. Pingback: Wer ist denn nun die Digitale Gesellschaft? « MarvinGS' Blog 7

  6. Querulator

    @Christiane Schulzki-Haddouti

    Wo ist Tauss‘ Kritik

    a.) destruktiv formuliert,
    b.) miesepeterisch?

    Fällt mir gerade so ein: Sind Sie eine der Stealth-Names von DigiGes?

  7. Christiane Schulzki-Haddouti

    Herr Tauss, so geht das nicht. Bitte Kritik auf Eis legen.
    Gerade weil Sie ein so guter Kenner der Szene sind, wäre eine konstruktiv formulierte Kritik besser gewesen. So liest sich das einfach miesepeterisch.

    Anmerkung tauss: Nachdem mir selbst twister (!) Sachlichkeit bescheinigt hat muss ich natürlich auch mit dieser Kritik leben. Aber an welcher Stelle meines Beitrags liege ich falsch oder macht sich die Miesepeterische fest?

  8. KH

    „Anmerkung tauss: Ich bestreite, dass die og. Kamapgnen durch die digiges eine größere Aufmerksamkeit erfahren hätten. Diese Vermutung ist Teil der zweifellos vorhandenen Selbstüberschätzung. Und WENN es so wäre: Warum sucht man den nicht mit denen, die schon erfolgreich Kampagnen initiiert haben, Gespräche über deren Bedarfe und darüber, wo evtl. Defizite liegen? “

    Weil der Verein zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte? Soll heißen: wer sagt denn, dass die DigiGes das nicht tun wird, wenn sie eine Kampagne vorantreibt?

    Und selbst wenn NICHT: im schlimmsten Fall gibt es eben keine weitere Aufmerksamkeit, man ist also auf dem Stand wie ohne DigiGes. Wirklich schaden wird diese Organisation nur, wenn sie die falschen Botschaften verbreitet – und das können wir ja wohl nur entscheiden, sobald die DigiGes ihre Arbeit aufgenommen hat. Abwarten und ein kritisches Auge auf den Verein haben, schlage ich vor.

    Übrigens, ein Lob für die rasend schnelle Beantwortung. Bin gerade auf der Arbeit und werde es wohl nicht schaffen, in gleicher Geschwindigkeit zu antworten.

  9. KH

    Ich habe den Eindruck, es sind bei sehr vielen Leuten Missverständnisse darüber entstanden, wie die digitale Gesellschaft zu funktionieren gedenkt. Die fällen keine Entscheidungen über die Sachen, die als Kampagnen verbreitet werden sollen, sollen fungieren (meinem Verständnis her) auf Auftrag. Das heißt, die Themen werden wie bisher in den bereits funktionierenden Gruppen besprochen, so transparent und unter Mitwirkung der Vielen, wie es dort bereits der Fall ist.

    Die DigiGes greift daraufhin die Ergebnisse auf und sorgt dafür, dass auch Leute, die sich nicht regelmäßig im Netz aufhalten und nicht Netzpolitik.org lesen, diese mitbekommen. Bis auf wenige Ausnahmen haben die meisten unserer Aktionen das Netz nämlich nur selten verlassen – und auch den von Ihnen genannten Aktionen hätte eine größere Aufmerksamkeit sicherlich gut getan.

    Und für die Validität der Nachricht ist es ja wohl wurscht, wer es genau verbreitet, solange man sich die Herkunft, den Input an die DigiGes und das Ergebnis der Verbreitung ansehen kann. Verfälschungen würden sofort bemerkt. Und wie eine Meinung zustande gekommen ist, sieht man ja an den Leuten, die DigiGes beauftragen, nicht an DigiGes selbst. Bekomme ich einen Brief, ist der Absender und nicht der Postbote entscheidend dafür, wie ich die Nachricht bewerte.

    Die DigiGes bildet sozusagen das Frontend für eine Diskussion mit der Netzwelt für Leute, die nicht dazugehören. Und dafür muss bekannt sein, WEN man WO ansprechen muss. Deshalb braucht man einen Vorstand und eine Adresse.

    Ich empfehle jedem mal eine Lektüre des FAQs auf der DigiGes. Denn eines haben die Leute dort nicht hinbekommen – die Selbstdarstellung. Die ganze Debatte strotzt m. E. von Missverständnissen – angefangen damit, dass DigiGes unlegitimiert für uns spricht. Die Legitimation bekommen die nämlich von den Kampagnen, die sie aufgreifen.

    Anmerkung tauss: Ich bestreite, dass die von mir beispielhaft genannten Kamapgnen durch die digiges eine größere Aufmerksamkeit erfahren hätten. Diese Vermutung ist Teil der zweifellos vorhandenen Selbstüberschätzung. Und WENN es so wäre: Warum sucht man dann nicht zunächst mit denen, die schon erfolgreich Kampagnen initiiert haben, Gespräche über deren Bedarfe und darüber, wo evtl. Defizite liegen?

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  13. VonFernSeher

    @tauss
    Na gut, man kann ja die Sympathiebekundungen zum Beispiel mit den „#Warum“-Bildchen verknüpfen, dann hat man ein Bild. Für die Bewertung der Inhalte und Strukturen sowie des Selbstverständnisses des Vereines ist es für mich aber eher egal, wieviele bekannte Nasen da noch dabei sind.

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  16. VonFernSeher

    @Twister
    Der Vorstand des Vereins ist doch gar nicht anonym (das ist in Deutschland auch schwer vorstellbar). Dieser Vorstand zeichnet für die inhaltliche (Vorsitz) und rechnerische (Kassenwart) Richtigkeit der Berichte und kann damit zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn die Satzung irgendwann mal da ist, weiß man auch, wo eventuelle Überschüsse bei Auflösung hingehen.

    Die Verantwortung gegenüber den Spendern ist doch damit klar dargelegt. Die Namen aller Mitglieder braucht es dafür wohl kaum.

    Anmerkung tauss: Der Vorstand ist selbstverständlich öffentlich und die drei Namen (Beckedahl, Reuter, Ahe) sind der Homepage zu entnehmen. Dennoch möchte man wissen, ob insgesamt noch prominentere Namen der „Szene“ dahinter stecken.

  17. Twister(Bettina Hammer)

    @VonFernSeher
    Zum Thema Pseudonyme noch einmal kurz etwas von mir, unabhängig von dem Thema Digitale Gesellschaft.
    Pseudonyme sind wichtig, keine Frage, ich halte sie in der heutigen Zeit auch für unabdingbar – nicht nur Künstlernamen, die zum realen Namen führen, sondern Pseudonyme, die ins Nichts führen. Durch mehr und mehr Infos, die sich als wichtig und wahr erweisen, erhalten auch pseudonyme Nachrichten ihre Wichtigkeit. Das ist eine Frage der Authentifizierung, nicht der Identifizierung.

    Was bei einem Verein, der Spenden haben möchte, aber wichtig ist:
    wer steckt dahinter?
    Jeder Verein wird sich dies gefallen lassen müssen, auch wenn es für die Geheimhaltung der Mitglieder z.B. auch beim Thema sexuelle Gewalt usw. gute Gründe gibt. Dennoch wird kein Verein, der um Spenden bittet, hier ausgespart werden.
    Und wenn ein Verein sehr langfristig agiert, d.h. er vor einer längeren Frist schon den antrag auf Eintragung ins Register stellt, dann denke ich, dass gerade, wenn die Vereinsmitglieder bzw. ein prominentes Vereinsmitglied, so firm ist, dieser Verein sich schon Gedanken machen _muss_ um Mittelverwendung etc.

    Einfach mal weniger abstrakt ausgedrückt:
    wenn ich einen Verein gründe, dann bin ich ob meiner Prominentheit (ich weiß, klingt arrogant, ist aber so) eben auch im Zwielicht, d.h. Leute werden fünffach genau hinsehen. D.h. ich werde ganz genau ab dem Moment, ab dem ich sage „heho, ich habe den Verein mit drei Freunden gegründet, der Rest will anonym bleiben“, eben auch etwas vorlegen müssen. So nach dem Motto „okay, hier habt ihr mal unsere Satzung, die wir uns bisher überlegt haben ((wir wissen naütrlich nicht, ob das FA das so annimmt wegen der Gemeinnützigkeit, aber dies ist bisher unser Bestreben)); hier ist unsere Überlegung, wie eingehende Finanzen verwandt werden ((auch wenn man noch keine Gelder eingenommen hat, kann man doch jetzt schon überlegen, was man z.B. an monatlichen Telefonkosten benötigt – nur als Beispiel), hier sind die leute, die für die Finanzen zuständig sein werden, die sind auf Grund folgender Dinge und Erfahrungen usw. passend bzw. qualifiziert bzw. integer.

    Wenn Du Spenden einnehmen willst, werden manche Leute die Deckung aufgeben müssen – that is the game.

  18. VonFernSeher

    @Elias
    Viel schlimmer an der Ausschreibung finde ich den Geist, der da durchklingt. Wer sich da nämlich mit Netzpolitik beschäftigen will, muss unbedingt zur Tek-Seite gehören, soll „PHP oder Javascript programmieren“ oder „Erfahrung in der Nutzung von Video-, Grafik- oder Audiosoftware“ haben. Als müssten wir Netzpolitik für die Cracks machen und nicht etwa eher für den Durchschnittsnutzer.

    @Jörg Tauss
    Die Geschichte mit dem Pseudonym ist – Entschuldigung – so 90er.
    [Beispiel: Ich arbeite bei AMNESTY mit und habe überhaupt kein Problem damit, dass jemand (z.B. im Impressum) meinen vollständigen Namen liest. Das erwarte ich aber nicht von allen bei AMNESTY. Die Meinung der Mitglieder in Monterrey oder Nordkolumbien zählt aber keinen Deut weniger als meine, weil sie nicht ihren vollen Namen nennen wollen.]

    Solange der Vorstand namentlich bekannt ist, gibt es Gesamtverantwortliche und das muss reichen. Und dass die Arbeit unter Pseudonym in der vernetzten Welt von jemand als Selbstverständlichkeit angesehen wird: It’s a feature, not a bug.

    Dem Rest Ihrer Kritik kann ich gleichwohl zustimmen.

    Anmerkung tauss: Sehe in der Pseudonym-Frage keinen Dissens?!?

  19. Pingback: Fragwürdiger Start der “Digitalen Gesellschaft” » Martin Emmerich Consulting

  20. DieEchteDigitaleGesellschaft(tm)

    @Frank L.

    Seit wann existiert das eigentlich? Hatte Netzpolitik.org mal für ein paar Monate aus den Augen verloren.

    Kannst du deine Meinung begründen? Gab es da in der „Blogosphäre“ auch eine heftige Diskussion? Ich bekam gar nichts mit.

    Meinst du netzpolitik.org ist nun so stark mit der Zeit verflochten, dass „Einflussnahme“ zu befürchten ist? So richtig glaube ich das nicht.

  21. Frank L.

    „Imho ist damit sogar die Glaubwürdigkeit von netzpolitik.org bedroht.“
    das hat doch schon mit dem „Zeit Online“ Logo angefangen…

  22. André

    …sagst, ein Diskussionsprozess hätte zu lange angedauert. Dies halte ich für eine schlichte Ausrede. Jetzt läuft die „Digitale Gesellschaft e.V.“ Gefahr, eher kontraproduktiv zu werden und zu spalten. Imho ist damit sogar die Glaubwürdigkeit von netzpolitik.org bedroht.

    Dummes Zeug. Das Argument der Basisbeteiligung greift bei einer Vereinsgründung ins Leere, weil jeder, der das will, einen Verein gründen kann wie’s ihm passt. Wer an der Vereinsgründung nicht beteiligt wurde, hat überhaupt nichts dabei zu melden. Netzpolitik.org ist ein privat betriebenes Blog, auch da redet niemand rein.

    Wer sieht wie gute Kampagnenorganisationen international funktionieren, weiss dass das einzigartig deutsche Modell-Fiktion eines Vereins als Mitgliederorganisation nicht richtig geeignet ist, um schlagkräftig zu agieren, da trifft man nämlich nur die Befindlichkeiten bestimmter Leute, die der Meinung sind alles gehöre ihnen und etwas gehe vor allen Dingen nicht. Das schafft zu viele Reibungskosten für die Leute, die nur machen wollen, für die der Verein ein Vehikel ist, statt „als Gruppe“ zu socialisen.

    Aber das Interesse an unerkannter Mitwirkung in den Vordergrund zu schieben und quasi sogar als eine Selbstverständlichkeit für die Arbeit bei digiges zu benennen, ist Ausdruck jenes bekannten Lobbyistenprinzips, das wir in der Politik gerade überwinden woll(t)en.

    Wer ist denn dieses „wir“? „Wir“ haben doch keine totalitäre Gesellschaft.

    Wenn ich für Transparenz in der Verwaltung bin, dann baue ich mit dafür ein Sturmgeschütz, das auf die Verwaltung einhämmert. Gruppen dagegen fangen an bei sich 24h FKK einzuführen und ihre Bankdaten offenzulegen, um mit gutem Beispiel voran zu gehen oder sich selbst mit Prinzipienreiterei zu tyrannisieren. Max Weber hat hierfür den Begriff der Gesinnungsethik geprägt. Man kann es bei der Piratenpartei sehr schön sehen. Oder bei dem Anarchoansatz von AK Vorrat, der dazu führt, dass im Niemandsland der Herrschaftsfreiheit die Marketender wildern.

    Ich denke, die ORG könnte ein ganz gutes Modell sein:
    http://www.openrightsgroup.org/

    Es werden mehr Organisationen, nicht weniger, im Bereich der Digitalen Agenda benötigt! Konkurrenz ist Blödsinn. Der richtige Ansatz ist: „Hier habe ich einen Gegenvorschlag,…“

  23. Twister(Bettina Hammer)

    Dankeschön für diesen sehr sachlichen und entspannten Kommentar. Ich halte die hier angegebenen Erläuterungen auch für unsinnig. Nur ein Beispiel dafür, wie es funktionieren kann, wenn z.B. Menschen sagen, sie sind überfordert mit den diversen Einladungen usw. usf ist die Idee der Freiheitsredner. Es war dort klar, dass nicht ein Redner alles wuppen kann, deshalb wurden lokale Freiheitsredner gesucht und über eine Koordinierungsstelle wurden entsprechende Leute dann angefragt usw. usf.

    Es wäre doch für Markus, wie ich finde, kein Problem gewesen, mal aktiv über Netzpolitik nach Leuten zu suchen, die er quasi dann bei einer Einladung mal vorstellt, so nach dem Motto „Herr Fischer, das ist übrigens der Hans blablabla, der sich auch für das Thema Zensur und Netzsperren einsetzt, den möchte ich jetzt gerne mal auch hier öfter mitbringen“ und dann den Hans eben nach und nach quasi als offiziellen Referenten einzusetzen – dann wird eben das Ganze auch transparenter, nach dem Motto „hab eine Einladung von Frau von der Leyen zum Thema ALG II und Datenschutz – das wird Hans übernehmen und auch berichten“. Wieso soll dies nicht gehen? Gerade dieses „ich war da, kann aber natürlich nichts sagen weil das ja sonst dazu führt, dass ich nicht mehr eingeladen werde“, was manche aufbringen, ist ja das Problem – dann haben wir ein paar Eingeweihte, die mit“klüngeln“ und bei denen man einfach glauben muss, dass sie „im eigenen Interesse klüngeln“, das hilft mir aber nicht.

    Ich habe schon zu oft (RCRF anyone?) gehört, dass jemand „schon weiß, was er tut, dass ich ihm einfach mal unbesehen glauben soll, dass er eben sich mit Leuten treffen muss aber nichts darüber aussagen darf, dass er insofern eben das Bindeglied ist, ohne dass er darüber etwas verlautbaren darf usw. usf.“ Das it für mich wenig aussagekräftig – ich möchte nicht noch mehr Heimlichkeit, ich möchte Offenheit. Ich möchte, dass jemand auch den Arsch in der Hose hat (pardon, Herr Tauss) zu sagen „Frau XY, Ministerin XYZ, wenn ich nicht auch sagen darf, worüber wir hier sprechen, dann komme ich gar nicht erst“ und dann schreibt „Frau Ministerin XYZ hatte mich eingeladen, aber quasi unter Maulkorbzwang, darauf hatte ich keine Lust“ – denn Leute, die sich dem Maulkorbzwang unterwerfen und sagen, es ginge nicht anders, Lobbyismus sei nur mit Lobbyismus beizukommen, Klüngelei müsse nun einmal sein, es darf nicht alles transparent sein usw. gibt es schon genug.

    Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass einige Menschen, die in einem Verein sind, nicht genannt werden wollen – vollstes Verständnis. Aber das ist ja nicht der einzige Kritikpunkt. Die Obigen Argumente überzeugen einfach überhaupt nicht – durch ein nicht genanntes „Personal“ Entlastung für Markus? Finanzierung und Mitarbeit ja, Transparenz nein? Nein, tut mir leid – aber die momentane Empörung kann ich nachvollziehen.

    Das Ganze vorübergehend auf Eis zu legen empfinde ich als sinnvoll – so würden sich die Wogen glätten und die DG hätte Zeit sich noch einmal in Ruhe zu überlegen, wie es funktionieren soll.

  24. Elias

    Eine kleine Hinzufügung aus meiner 1-Mann-Parallelgesellschaft, die leider vor allem recht analoge Problemchen hat: Wenn ein Verein, der sich „Digitale Gesellschaft“ nennt (dumme Selbstbenamsung übrigens, klingt so nach Nullen und Einsen, aber vielleicht auch eine offenbarende Freudsche Fehlleistung) gleich zum Start des blahvollen Unterfangens erst einmal die Strukturen der totalen Ausbeutung in prekären Praktika aufrichtet und für eine ziemliche Allround-Tätigkeit jemanden sucht, der sich mit 200 Euro pro Monat abspeisen… sorry… vergüten lässt, denn legt meine Peristaltik den Rückwärtsgang ein. Allein diese kleine Geste der Kälte zeigt mir, dass eine gesellschaftsformende Absicht, die sich auch nur teilweise mit meinen Wünschen deckt, bei diesen Leuten nicht zu finden sein wird.

  25. XiongShui

    Es gibt da eine Klicke von Digitalveteranen, die sich vom Netz schlecht behandelt fühlen und daher immer wieder versuchen, ihre eigene Wichtigkeit zu dokumentieren.

    Die Dokumentation von Wichtigkeit erfolgt im Netz aber nicht über die Mittel der Offliner: Präsenz auf Kongressen und in den Medien, sondern über Aktivität im Netz, sowie Leserzahlen und wenn es gut läuft qualifizierte Diskussionen. Natürlich ist das frustrierend, aber damit müssen Blogger und andere ‚Netzbewohner‘ leben.

    Die totale Öffentlichkeit des Publizierten führt beim Publizierenden leider(?) zur Unerkennbarkeit in der Masse, da schließlich jeder im Netz publizieren kann und darf – mehr: sollte.

    Das ist ein Ausdruck von Demokratie und Liberalität der alle Beteiligten gleichsetzt, ohne gleich zu machen. Ein revolutionärer Fortschritt in der menschlichen Kultur – wir stehen zwar erst am Anfang eines Prozesses, der uns gewaltlos in die 100%ige Demokratie führen wird. Doch das Ziel ist schon gut erkennbar.

    Darum ist ein Verein, der all das bewirken will, obsolet – ganz besonders, wenn dieser Verein statt Offenheit und Trapsparenz, Geheimniskrämerei und Intransparenz zum Gegenstand hat.

  26. Simon Lange

    THUMB UP! Gut geschrieben Jörg Ich kann Deine Ausführungen ingesamt bestätigen und daher auch Deinen Brief unterschreiben.

    Simon

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