„Wir sind die Verursacher der Kinderarbeit, wer die nicht sieht, muss den Optiker wechseln“ (Norbert Blüm)
Doch manche, lieber Ex-Kollege Blüm, wollen das komplexe Problem mit oder ohne Optiker nicht sehen. Beispielsweise die Mitglieder der Kinderkommission des Deutschen Bundestages (Kürzel KiKo). So habe ich hier kürzlich darüber informiert, dass die EU-Kommission Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen in skandalöser Weise als Wettbewerbsvorteil ansieht, wie der Fall Douwe Egberts beweist (siehe https://tauss-gezwitscher.de/?p=1386 ).
Dies alles mag nach herrschendem EU-Recht auch so sein. Dann aber kann und muss dieses „Recht“ diskutiert und es muss möglichst geändert werden. Wettbewerbsvorteile durch Kinder, die arbeiten müssen statt zur Schule gehen zu dürfen, sollten inakzeptabel sein.
Naiv ging ich irgendwie davon aus, dass sich die Kinderkommission des Deutschen Bundestages als Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Eigenwerbung) tatsächlich für solche Belange der Kinder interessiert. Also habe ich die Kiko angeschrieben und nachgefragt:
Sehr geehrte Damen und Herren der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, SPIEGEL online hat über den ebenso erstaunlichen wie skandalösen Umgang der EU-Kommission mit dem Problem Kinderarbeit am Beispiel des Kaffee-Konzerns Douwe-Egberts berichtet : http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,728263,00.html . Gibt es eine Position der Kinderkommission des Deutschen Bundestages zur „Kinderarbeitskommission“ und zu diesem Vorgang? Besten Dank für Ihre Infos! Mit freundlichen Grüßen Jörg Tauss
Schon 14 Tage später, am 30.11.2010 um 16:58 schrieb das Sekretariat der Kinderkommission kurz vor Feierabend zurück: Sehr geehrter Herr Tauss, im Namen der Mitglieder der Kinderkommission möchte ich Ihre E-Mail vom 16.11.10 wie folgt beantworten: Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages hat sich mit der in dem Spiegel-online- Artikel geschilderten speziellen Problematik der Kinderarbeit für Kaffee-Konzerne unter der besonderen Berücksichtigung des Verhaltens der EU-Kommission nicht befasst. Es gibt daher keine Position der Kinderkommission hierzu. Mit freundlichen Grüßen Kinderkommission im Deutschen Bundestag
Reichlich unbefriedigend. Oder? Ich habe deshalb bei der unserer parlamentarischen Interessenvertretung der Kinder und Jugendlichen (wiederum Eigenwerbung) also gleich nochmals nachgehakt:
Sehr geehrte Frau…., vielen Dank für Ihre Mitteilung. Beabsichtigt die Kinderkommission denn in näherer Zukunft sich mit der offensichtlichen Tatsache zu befassen, dass die EU Kinderarbeit als Wettbewerbsvorteil für Firmen akzeptiert? Mit freundlichen Grüßen Jörg Tauss
Antwort vom 3. 12.: Sehr geehrter Herr Tauss, die Mitglieder der Kinderkommission befinden sich derzeit in der Planung für das nächste Jahr. Ich weiß daher noch nicht, welche konkreten Themen von der Kinderkommission behandelt werden. Mit freundlichen Grüßen Kinderkommission im Deutschen Bundestag
Gut, dass man sich mit einer „Arbeitsplanung“ befasst. Betrachtet man nämlich die Homepage der KiKo, scheint sie vor Aktivitäten nicht gerade zu strotzen. Unter Dokumente findet man für das Jahr 2010 einen einzigen Vorgang: Die Kommission war am 20. September nach Skopje/ Mazedonien gereist. Dort nahmen drei unserer KiKo- Volksvertreter am Work-Shop „Die Rolle der Parlamente bei der Förderung und der Überwachung von Kinderrechten“ teil. Und warum? Zitat…Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages war gezielt von UNICEF eingeladen worden, da ES (wer ist es?) als weltweit ältestes parlamentarisches Gremium zur Wahrnehmung der Interessen der Kinder über die größte Erfahrung verfügt und als modellhaft für andere Parlamente angesehen wird….
Hoffentlich haben die Mazedonier dann nicht allzu investigativ nachgefragt. Zum Beispiel nach parlamentarischen Initiativen zum Thema Kinderarbeit. Hierzu findet sich nach Google-Recherche dann aber wenigstens doch noch eine Pressemitteilung vom 12. Juni 2010 zum „Welttag gegen Kinderarbeit.“ Immerhin wurde der von unserer Kiko pflichtschuldigst nicht ganz vergessen.
Unter der Überschrift: Kinderarbeit ist ein Teufelskreis fordern darin unsere Kinderpolitiker selbstlos „die Politik“ auf, Missstände anzuprangern und durch Hilfen zur Selbsthilfe den Teufelskreis (Kinderarbeit) zu durchbrechen. Sich selbst scheint man dabei allerdings, siehe Douwe Egberts und EU, wohl nicht ganz als Teil der Politik zu begreifen. Was soll man dazu noch sagen? Da hilft wohl noch nicht einmal mehr Blüms Optiker.
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Die paar Negerkinder…
Es gibt doch wichtigeres, das Ende des Inzestverbots zum Beispiel.